Von Vanessa Strauch
4/3/2022
Zero Waste Hauptstädte: Die besten Städte der Welt für Zero Waste
Viele Länder und Städte versuchen, das Ruder herumzureißen. Aber welche Orte gehen mit einem guten Beispiel voran, indem sie ihren Plastikverbrauch reduzieren?
Wir haben herausgefunden, welche der größeren Städte in Sachen wegweisend sind und ihren Plastikverbrauch reduzieren. Darüber hinaus haben wir die Preise für alltägliche Haushaltsartikel aus Unverpackt-Läden und Supermärkten verglichen, um zu erfahren, wie viel Sie sparen oder einbüßen könnten.
Welche Städte haben die Nase vorne?
Wir haben ermittelt, welche Städte sich am meisten bemühen, plastikfrei zu werden, indem wir für jede Stadt die Anzahl der Zero Waste Läden und Flohmärkte sowie die Recyclingquote, die Vorschriften für Plastiktüten und die Menge an Lebensmittelabfällen und Plastikmüll analysiert haben. Für jede Metrik wurden Punkte vergeben, ein Wert von 10 Punkten entspricht ein perfektes Ergebnis.
Bogotá in Kolumbien übernimmt die Führung als Zero Waste Hauptstadt der Welt. Laut Google gibt es in der im Zentrum des Landes gelegenen Stadt Bogotá erstaunliche 176 Flohmärkte.
In der kolumbianischen Stadt gilt seit 2017 ein Plastiktütenverbot und die produzierte Menge an Plastikmüll zählt mit 2.413.455 Tonnen pro Jahr zu den niedrigsten Werten im Vergleich. Mit nur 70 kg pro Kopf und Jahr glänzt die Stadt zudem mit einer geringen Menge an Lebensmittelabfällen.
Wer sein Geld gerne für einzigartige Vintage-Stücke ausgibt, sollte nach Bangkok fliegen. Die zweitplatzierte Stadt Bangkok beherbergt 192 Flohmärkte und seine schwimmenden Märkte zählen zu den besten weltweit. In Thailand werden 19 % der kommunalen Abfälle recycelt und auch hier wurde die Verwendung von Plastiktüten im Jahr 2021 verboten.
Auf Platz drei landet die italienische Stadt Rom. Es gibt dort zwar laut Google Maps aktuell keine offenen Zero Waste Läden, jedoch ist die Stadt ein klarer Verfechter des Sprichworts „Des einen Müll ist des anderen Schatz“. Die Stadt beherbergt eine große Anzahl an Flohmärkten (101), bei denen man von italienischen Antiquitäten bis hin zu Designerstücken tolle Second-Hand-Artikel erwerben kann.
In Singapur wird im weltweiten Vergleich am wenigsten verschwendet. Der Stadtstaat recycelt aktuell 61 % seines Hausmülls.
Skopje schneidet am schlechtesten ab
Basierend auf den Daten hat Savoo herausgefunden, welche Städte beim Umstieg auf Zero Waste schlecht abschneiden, und die Stadt Skopjen in Nordmazedonien führt dieses Ranking an. Die Stadt ist für seine vielfältige Architektur bekannt, jedoch gibt es dort keinen Zero Waste Laden und nur acht Flohmärkte. Mit einer Recyclingquote von weniger als ein Prozent (0,2 %) ist es wohl kaum überraschend, dass die Stadt weit hinten liegt.
Die untenstehende Tabelle zeigt die fünf schlechtesten Städte der Analyse:
Erschreckenderweise befinden sich unter den letzten 10 Städten zwei aus Mitteleuropa – Bern in der Schweiz und Budapest in Ungarn. Obwohl man in beiden Städten für Plastiktütenzahlt, ist dies in Bern jedoch völlig freiwillig.
Die Gesamtwertung beider Städte ist niedrig, was vor allem an der geringen Anzahl an Zero Waste Läden liegt: zwei in Bern und drei in Budapest. Zwar ist die Recyclingquote in Bern und Budapest hoch (30 % bzw. 26 %), jedoch senkt die große Menge an Lebensmittelabfällen die Gesamtwertung beider Städte.
Die Ergebnisse zeigen, dass Abuja in Nigeria mit 189 kg pro Kopf und Jahr die größte und Moskau in Russland mit 33 kg pro Kopf und Jahr die kleinste Menge an Lebensmittelabfällen produziert.
Hamburg zur besten Zero Waste Stadt in Deutschland gekürt
Deutschland ist weltweit für seine Nachhaltigkeit bekannt. Die deutsche Bundesregierung setzt immer wieder Richtlinien für den Umgang mit Abfall durch, eine Initiative, die bereits in den 1990er Jahren gestartet wurde. Die frühe Sensibilisierung in Bezug auf den Klimawandel hat dazu beigetragen, dass das Recycling fest in der deutschen Kultur verankert ist – tatsächlich besitzt ein durchschnittlicher Haushalt sechs Recyclingtonnen.
Eine der bekanntesten und erfolgreichsten Initiativen für ein grüneres Deutschland ist das Grüne Punkt-System, indem Verpackungen nach Genehmigung mit dem Markenzeichen als recycelbar gekennzeichnet werden.
Aber welche deutsche Stadt führt die Zero Waste Initiative an?
Hamburg übernimmt als beste Zero Waste Stadt Deutschlands die Führung. Mit sieben Zero Waste Läden und über 70 Second-Hand-Läden sind die Hamburger mit der Reduzierung und Wiederverwertung von Abfällen vertraut. Zusätzlich gilt Hamburg auch als einer der besten Städte für Familien, wie eine Studie kürzlich aufzeigte.
Die Menschen in Hamburg zeigen großes Interesse an der Zero Waste Initiative, was sich durch die hohe Anzahl an Google-Suchanfragen für die Begriffe „Zero Waste“ und „plastikfrei“ (1.410 im Monat) bemerkbar macht.
Die zweitplatzierte Stadt München bietet die größte Anzahl an Zero Waste Läden (9). Darüber hinaus beherbergt die Stadt, die für das jährliche Oktoberfest bekannt ist, nach Hamburg (74) die zweithöchste Anzahl an Second-Hand-Läden (48).
Karlsruhe, bekannt für seinen fächerförmigen Grundriss, landet auf Platz drei. Die Stadt schneidet im Ranking der besten Zero Waste Städte Deutschlands aufgrund der niedrigen Mengen an Lebensmittelabfällen (146 Millionen kg/Jahr) und Plastikmüll (11 Millionen kg/Jahr) gut ab. Chemnitz produziert jedoch mit rund 116 Millionen Kilogramm Lebensmittelabfällen und rund 9 Millionen Kilogramm Plastikmüll pro Jahr den wenigsten Abfall im Vergleich.
Berlin wird zur schlechtesten Stadt Deutschlands gekürt
Es klingt vielleicht überraschend, dass die Hauptstadt als schlechteste Zero Waste Stadt Deutschlands gilt.
Berlin ist bekannt für seine Kunstszene und modernen Wahrzeichen und verfügt tatsächlich über eine große Anzahl von Zero Waste und Second-Hand-Läden (5 bzw. 25). Und obwohl die Stadt das höchste monatliche Suchvolumen für den Begriff „Zero Waste“ aufweist (2.430), schneidet Berlin aufgrund der hohen Mengen an Lebensmittelabfällen (1,7 Milliarden kg/Jahr) und Plastikmüll (278 Millionen kg/Jahr) insgesamt schlecht ab. Auch die steigende Take-Away Kultur führt mit Sicherheit zu mehr Abfall in Sachen Essen in der Millionenstadt.
Auch Duisburg floppt in der Gesamtwertung. Unter anderem tragen das schlechte Angebot an Zero Waste Läden (1) sowie das niedrige monatliche Suchvolumen für die Begriffe „Zero Waste“ und „plastikfrei“ (160) dazu bei, dass die westdeutsche Stadt auf Platz 2 der schlechtesten Zero Waste Städte Deutschlands liegt.
Auch Dortmund hat es mit Platz drei in der Gesamtwertung unter die schlechtesten fünf Städte geschafft. Genau wie in Duisburg gibt es hier nur einen Zero Waste Laden, und das niedrige Suchvolumen (260 pro Monat) zeigt, dass die EinwohnerInnen Dortmunds noch nicht bereit für den plastikfreien Lebensstil sind.
Zero Waste Artikel kosten im Durchschnitt 53 % mehr als Lebensmittel aus dem Supermarkt
Das Reduzieren des Haushaltsmülls und das Erwerben von umweltfreundlichen Produkten liegen im Trend und sind Voraussetzungen für ein plastikfreies Leben.
Viele Konsumenten haben sich gegen das Einkaufen im Supermarkt entschieden und unterstützen lieber lokale Läden, in denen plastikfreie Produkte leichter erhältlich sind. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel der Umstieg auf Zero Waste eigentlich kostet?
Savoo hat die durchschnittlichen Lebensmittelpreise in Supermärkten und Unverpackt-Läden verglichen, um herauszufinden, wie viel Sie beim Umstieg auf plastikfreie Artikel sparen oder einbüßen.
Zero Waste Artikel kosten im Durchschnitt mehr als die Hälfte mehr (53 %) als Lebensmittel aus dem Supermarkt. Unsere Untersuchung hat ergeben, dass es bei Basmatireis den größten Preissprung gibt: 1 kg Reis kostet im Supermarkt nur 3,24 €, im Zero Waste Laden jedoch 7,30 €.
Auch Fusilli-Pasta ist im Zero Waste Laden deutlich teurer. Die reguläre Menge von 500 g kostet im Supermarkt nur 0,94 €, im plastikfreien Laden jedoch 2,02 € – das ist ein Anstieg von 125 %.
Laut unseren Resultaten gibt es bei Mehl und dunkler Schokolade den kleinsten Preissprung (5 % bzw. 6 %).
Der Umstieg auf einen Zero Waste Lebensstil mag kompliziert und teuer erscheinen, muss es aber nicht zwingend sein. Das Ändern der Denkgewohnheiten spielt bei Zero Waste eine große Rolle. Indem Sie bewusster einkaufen, reduzieren Sie nicht nur Ihren eigenen Abfall, sondern können letztendlich auch mehr sparen.
Dank der stetig wachsenden Beliebtheit des Zero Waste Lebensstils gibt es eine Reihe von Ressourcen, die Ihnen dabei helfen können, nachhaltiger zu leben. Aber auch viele Online-Shops bieten Ihnen ein tolles Angebot an nachhaltigen Produkten an. So können Sie coole Vintage-Mode bei Vestiaire Collective oder Momox Fashion shoppen. Gebrauchte Elektronik finden Sie bei Asgoodasnew oder RefurbishedStore. Tolle Angebote rund um's Kochen gibt es bei HelloFresh oder Marley Spoon.
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